2/3/09

Verhüllt ins Schwimmbad

Er ist eine Mischung aus Bikini und Burka - dem Ganzkörperschleier islamischer Frauen - und dementsprechend sieht ein Burkini auch aus: Das Kleidungsstück bedeckt den gesamten Körper seiner Trägerin, bis auf Hände, Füße und Gesicht. Nun darf die extra für Musliminnen entwickelte Bademode auch ganz offiziell in den Bädern getragen werden. Die Berliner Bäderbetriebe (BBB) haben die Genehmigung dafür erteilt - allerdings befristet bis zum Sommer und nur beim Frauenschwimmen im Stadtbad Neukölln und dem Bad am Spreewaldplatz in Kreuzberg. "Wir sind ein öffentliches Unternehmen und wollen das Baden allen anbieten", sagt Bädervorstand Klaus Lipinsky. In den Sommerbädern seien Muslimas häufig in voller Montur baden gegangen, er gehe davon aus, dass die Hallen von solchen Frauen eher gemieden wurden. Zeitgleich, so der Bädervorstand, habe eine Burkini-Händlerin beim Unternehmen darum gebeten, Burkinis zu erlauben. "Uns war vor allem wichtig, dass der Burkini beim Schwimmen nicht behindert." Das sei durch einen Test belegt worden.Innen- und Sportsenator Ehrhart Körting (SPD), der auch BBB-Aufsichtsratsvorsitzender ist, hat den Plänen im Dezember zugestimmt. Die Position des Senators sei allerdings "zwiespältig", erklärte gestern seine Sprecherin Nicola Rothermel. Der Senator sehe den Burkini als Beitrag zur Integration, wolle seine Zustimmung aber keinesfalls so verstanden wissen, dass nun alle Musliminnen einen tragen müssen. Aus diesem Grund habe der Senator auch den Probebetrieb befürwortet.Protest kommt von der CDU. "Wenn man so etwas zulässt, wird Druck auf andere Frauen ausgeübt, auch einen Burkini zu tragen", sagt der integrationspolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Kurt Wansner. Früher hätten auch weniger Frauen auf der Straße ein Kopftuch getragen, "jetzt steigen die Zahlen wieder". Er ist überzeugt: "Burkinis zuzulassen ist integrationsfeindlich." Man könne darüber streiten, ob der Sinn von Integration darin bestehe, muslimischen Frauen das Schwimmen zu ermöglichen oder ob man ihnen die gleichen Rechte einräumen will wie deutschen Frauen. "Mit solchen Regelungen geben wir all das auf, worum Frauen jahrelang gekämpft haben, und das unter dem Deckmantel der Integration." Über das Thema müsse noch diskutiert werden, ist Wansner überzeugt.Was die Besucher der Schwimmhallen tragen, ist bislang durch die Hausordnung der Berliner Bäderbetriebe geregelt. "In den Schwimmbädern ist von allen Badegästen Badebekleidung zu tragen" heißt es dort. Und: "Bitte waschen Sie sich vor Benutzung unserer Einrichtungen und legen Sie dazu die Badebekleidung ab." Die Mitarbeiter seien darüber informiert worden, dass Burkinis nun auch als Badebekleidung gelten, so Lipinsky. "Wichtig ist uns, dass Sicherheit und Hygiene nicht beeinträchtigt werden." Doch genau darin dürfte ein Problem bestehen - wie man im Stadtbad Kreuzberg aus leidvoller Erfahrung weiß. Seit 2002 wird das Bad von Vereinen betrieben, ein Mal wöchentlich steht Schwimmen für muslimische Frauen an. "Wir erlauben auch den Burkini", sagt Rita Geisler, die die Besucherinnen betreut. Unter den 40 bis 50 Frauen, die wöchentlich kommen, seien auch zwei Burkini-Trägerinnen. "Allerdings behalten die sowohl BH als auch Slip darunter an", sagt Geisler. "Und sicher wechseln sie die Sachen vor dem Baden nicht." Das sei unhygienisch und stoße bei anderen Besucherinnen auf Widerstand.Für solche Fälle wollen die Bäderbetriebe vorsorgen: Bad-Mitarbeiterinnen sollen sich davon überzeugen, dass die Frauen tatsächlich nur einen Burkini tragen. Falls nicht, dürfen sie nicht baden.
Berliner Zeitung, 20.01.2009